Bericht über die vierte Tagung der FG Kleine Planeten
des VdS
In einer Baustelle des Asteroiden-Wissens
von Markus Griesser, Sternwarte Eschenberg, Winterthur (Schweiz)
Am 9. und 10. Juni genossen die Asteroiden-Freunde des deutschen Sprachraums
Gastrecht in der Archenhold-Sternwarte, Berlin-Treptow. Dank der sorgfältigen
Vorbereitungsarbeit von Andreas Doppler und seinen Helfern aus dem Team
der Archenhold-Sternwarte und auch dank der vielen interessanten Referate
wurde die Tagung erneut zu einem Erlebnis. Die vielen in der Bundeshauptstadt
sichtbaren Baukräne waren dabei geradezu ein Sinnbild für diese
Tagung, sind doch auch die Beobachter von Kleinplaneten in ihren heimischen
Baustellen laufend gezwungen, ihr Fachwissen zu renovieren. Für die
dazu notwendigen Planungsunterlagen und Baustoffe bietet die Tagung der
Fachgruppe jeweils eine exzellente Gelegenheit. Und da sie immer in den
"weissen Nächten des Jahres" (Juni + Vollmond) stattfindet, bleibt
genügend Zeit, das renovierte Wissen gleich gebündelt einzufahren.
Wer den Kontakt zu Gleichgesinnten mag, ist hier, im ungezwungenen Rahmen
dieser Jahrestagung, ohnehin immer an der richtigen Adresse.
Immerhin mag man darüber rätseln, weshalb es diesmal bei einem
Fachgruppenbestand von 44 Nasen gleich 59 Planetoiden-Freunde nach Berlin
verschlagen hat. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, wie die Teilnehmerzahlen
der Kleinplaneten-Tagungen von Jahr zu Jahr zulegen. Zweifellos hat dies
mit dem Thema an sich, dem immer attraktiven Tagungs-Programm, aber auch
mit den jeweils anwesenden Kleinplaneten-Cracks zu tun. Das deutschsprachige
Zentraleuropa ist ja Wirkungsort gleich mehrerer Spezialisten, die auch
im internationalen Vergleich einen sehr guten Job machen. Ein Kränzlein
sei aber auch dem Fachgruppenleiter Gerhard Lehmann gewunden. Der Drebacher
versteht eben nicht nur, seine Kleinplaneten (und seine exzellente Homepage
zu diesem Thema!) zu hüten und zu pflegen, sondern kann eben auch
sehr gut mit den etwas speziellen Menschen dieser Szene umgehen. Denn Kleinplanetler
sind im Grunde genommen nicht ganz einfach strukturierte Individualisten,
die lieber in den heimischen Refugien ausspähen, scharren und grübeln,
als sich "coram publico" in ihr Wissenskämmerlein blicken zu lassen
...
Doch damit zum eigentlichen Tagungsbericht:
Im Namen der gastgebenden Archenhold-Sternwarte begrüsste Professor
Dr. Dieter B. Herrmann mit freundlichen Worten die Anwesenden. Seinem Einverständnis
ist es massgeblich zu verdanken, dass die Fachtagung im prächtigen
Einstein-Saal stattfinden konnte. Der Gastgeber verwies auch auf den vor
ihm liegenden 4-zöllige Leitrefraktor, mit dem anno 1898 Gustav Witt
auf der Berliner Urania die Planetoiden Berolina und Eros entdeckt hatte.
Schwaches Licht mit Variationen
Mit seinem Referat über die "Astrometrie lichtschwacher Objekte"
gelang Herbert Raab aus Linz gleich mal ein fulminanter Einstieg in den
bunten Vortragsreigen. Dass die Linzer mit ihrem so prächtigen 60cm-Spiegel
auf einer computergesteuerten Leichtbaumontierung mittlerweile die 22.
Grössenklasse kitzeln, hat auch mit der konsequenten Optimierung der
Aufnahmetechnik zu tun. Herbert Raab zeigte anhand systematischer Überlegungen,
wie das Verhältnis Signal-Hintergrundrauschen verbessert werden kann:
Verlängern der Belichtungszeit bringt wenig. Schon besser ist da die
Bildaddition und auch das Zusammenfassen von Pixel im 2x2 oder 3x3-Binning-Modus.
Der Einsatz grösserer Teleskope kann vor allem in lichtverseuchten
Gegenden oder bei beeinträchtigen Sichtbedingungen sogar das Gegenteil
bewirken und das schwache Objekt im Rauschen ertrinken lassen. Diese Aussage
war dann Balsam auf die Wunde all jener Sternfreunde, die mit bescheidenen
20- oder 30cm-Röhren arbeiten und an ihrem Standort inmitten der städtischen
Lichterfülle doch soooo viel lieber mit einem 1m-Spiegel nach den
Asteroiden greifen würden.
Arno Gnädig zeigte mit einigen prächtigen Simulationen, wie
sich die Lichtspur in einem Asteroiden-Trail aufbaut. Mit seinem Thema
"Abbildungseigenschaften bewegter Lichtquellen auf Film und CCD-Frames"
liess sich der Spezialist für das Aufspüren von Asteroiden-Spuren
in DSS-Platten ein wenig in seine reich assortierten Karten mit vielen
Trümpfen gucken. Überraschend war sicher die Erkenntnis, dass
bei den Trails jeweils ganz aussen, dort wo die Lichtspur ins Rauschen
übergeht, gemessen wird. Und auch die Erkenntnis, dass überbelichtete
Aufnahmen ein sauberes Messen praktisch verunmöglichen, wurde von
Arno Gnädig überzeugend dargelegt.
Ein beeindruckendes Instrumentarium, wenn zum Teil auch mit antiquierten
Rechnern, setzt Dr. Helmut Denzau aus Heisingen für die Photometrie
von aussergewöhnlichen Ereignissen im Reich der Planetenmonde sowie
bei ausgewählten Asteroiden ein. Bei der Kurzzeit-Photometrie arbeitet
er mit Belichtungszeiten vom 20 Millisekunden bis zu einer Sekunde, was
vor allem bei der gegenseitigen Bedeckung von Planetenmonden nötig
ist. Wie der Referent dann am Beispiel des Asteroiden (4179) Toutatis darlegte,
ist der Nachweis von Rotationslichtkurven mit der langsamen Photometrie
ein sehr anspruchsvolles Spezialgebiet, das viel Erfahrung erheischt.
Wo steckt denn nur mein Asteroid?
Hinter dem Kürzel LOV steckt ein sehr wichtiges Tool für
all jene Kleinplanetenbeobachter, die entweder in der Vergangenheit oder
in der Zukunft "ihren" Kleinplaneten suchen. Die "Line of Variation", so
zeigte Arno Gnädig in seinem zweiten Referat, ist die auf eine Linie
reduzierte und entsprechend handliche Such-"Ellipse", in der sich der vermisste
Planetoid aufhält. Da bei den Positionsabweichungen die Bahnelemente
"Grosse Halbachse" a, "Exzentrizität" e und "Mittlere Anomalie" M
dominieren, kann die eigentliche Fehlerellipse, der "Zeppelin am Himmel",
auf eine Linie reduziert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Abscannen
dieser Linie die gesuchten Kleinplanet auch tatsächlich gefunden wird,
ist entsprechend hoch. Und Arno Gnädig ist selber der lebendige Beweis,
dass diese Suchmethode auch bei den Pre-Coveries bestens funktioniert.
Axel Martin aus Mülheim stellte das Astrometrieprogramm "Canopus"
näher vor. Wie alle anderen modernen Messprogramme verwendet es hochautomatisierte
Features. Doch ähnlich wie Computer Aided Astrometry CAA gehört
"Canopus" im deutschsprachigen Raum eher zu den Exoten. Bedauerlich ist
ferner, dass "Astrometrica for Windows" und "Easy Sky Pro" heute noch immer
nicht in abgeschlossenen Versionen erhältlich sind, wie Matthias Busch
in seinem anschliessenden Referat darlegte. Das "Fine Tuning" solch komplexer
Programme ist offenbar eine sehr zeitintensive Arbeit. Und solch gute Leute
wie die Entwickler von Astrometrie-Programmen haben eben neben der Kleinplanetenarbeit
auch noch ein klein wenig anderes in Beruf und Familie zu tun ...
Werner Hasubick gehört mit seinem visuellen Beobachtungen von erdnahen
Objekten zu den stehenden Werten jeder Kleinplanetentagung. Mit seinem
44cm-Newton und dem 20cm-Meade sind ihm mittlerweile schon zahlreiche NEOs
ins Netz oder im wahrsten Sinn des Wortes ins Auge gegangen. Da er seit
wenigen Wochen auch seinen Station Code bekommen hat, wird man aus Buchloe
künftig wohl weniger visuelle und mehr elektronisch angereicherte
Nachrichten erhalten(?)
Trojaner und entschwindende NEOs
Dr. Gerhard Hahn vom DLR erweist verdienstvollerweise jedem Kleinplaneten-Treffen
seine Referenz. Der geschätzte Profi referierte diesmal über
die besonderen Eigenschaften der Trojaner, von denen momentan 625 im L4-
und 382 im L5-Punkt ihr komplexes Kräftespiel mit dem Planetenriesen
pflegen. Saturn verfügt aufgrund der instabilen Verhältnisse
über keinen Trojaner, auch die Erde ist trojanerlos, hingegen wurden
bei Mars schon fünf dieser besonders gebundenen Planetoiden nachgewiesen.
Aus dem Linzer Team berichtete Erich Meyer über seine immer wieder
aufsehenerregenden Follow-up-Beobachtungen an erdnahen Objekten. Er hat
sich darauf spezialisiert, in den jeweiligen Oppositionen gewissermassen
die Abschlussbeobachtungen beizusteuern. Da er sich ganz gezielt auf wenig
beobachtete Objekte jenseits der 20. Grössenklasse konzentriert, konnte
er schon oft zu erheblichen Bahnbogenverlängerungen beitragen. Diese
erleichtern dann das Wiederauffinden der Objekte in der nächsten Opposition,
sofern nicht durch schlechte Positionsmessungen die Bahn "verbogen" wird.
- Mag sein, dass diese sehr verantwortungsvolle Arbeit im Gegensatz zu
einer Confirmation in der Öffentlichkeit weniger Beachtung findet.
Doch alle Kenner der Asteroiden-Szene und insbesondere auch das Minor Planet
Center wissen sehr wohl, dass Erich Meyer und sein Team mit diesen oft
abschliessenden Follow-ups einen ungemein wertvollen und weltweit auch
so ziemlich einzigartigen Beitrag leisten. - Bravo – und weiter so, liebe
Freunde aus Österreich!
Futter für die informationshungrige Öffentlichkeit
Zwei Sachsen ins All geschickt haben – zumindest symbolisch – Jens
Kandler und Gerhard Lehmann aus Drebach. Mit ihren Asteroiden-Bennennung
zweier Drebacher-Asteroiden nach dem ersten deutschen Kosmonauten Sigmund
Jähn (17737) und dem verdienten Astronomie-Lehrer und Sternwarte-Begründer
Edgar Penzel (19022) setzte die Drebacher Sternwarte die Ehrung lokaler
Persönlichkeiten fort.
Die beiden öffentlichen Vorträge zum Abschluss des Samstages
zu "200 Jahre Asteroiden-Forschung" lösten zwar im eigentlichen Zielpublikum
– der Öffentlichkeit – einen nicht gerade überwältigenden
Besucheraufmarsch aus, doch André Knöfel rief mit seinem historischen
Exkurs auch gar so manchem gestandenen Asteroiden-Spezies wieder mal die
historischen Wurzeln seines Tuns ins Gedächtnis. Allzu gerne vergessen
wir CCD-Gurus, Computer-Cracks und Internet-Muftis, dass unser heute
so rasantes Tun auf dem mühevollen Gucken durch unhandlich lange Linsenröhren
und wochenlangem Rechnen mit endlosen Tafelnwerken und seitenlangen Formel-Umsetzungen
unserer Vorfahren basiert.
Ein Hochgenuss fürs Auge bot abschliessend zur samstäglichen
Vortragsrunde Thomas Payer aus Essen ebenfalls mit seinen prächtigen
Aufnahmen der Polarlichter, wie sie im vergangenen April über Zentral-
und Nordeuropa zu sehen gewesen sind. Vor allem die auf dem Gelände
der Walter-Hohmann-Sternwarte entstandenen Aufnahmen mit der Kugelspiegelkamera
vermochten zu begeistern.
Italienisches Intermezzo
So war man und frau nach einem ersten anstrengenden Tagungstag bestens
gerüstet für das von Andreas Doppler reservierte typisch italienische
Abendessen im gastlichen "Isola Verde". Manch einer aus der Tagungsgemeinde
gedachte dort zwischen den reichlich dargebotenen Pizzen, Tortellini und
Caneloni und unterstützt durch einen vollmundigen Wein aus südlichen
Gefilden auch noch ganz kurz dem seligen Giuseppe Piazzi. Denn dem Dominikaner-Mönch
aus dem fernen Sizilien war wohl vor 200 Jährchen trotz seiner epochalen
Ceres-Entdeckung ein etwas weniger opulentes Mahl beschieden ...
Von Brauen Zwergen und anderen dunklen Sternen
Dr. Freimut Börngen, der liebenswürdige Fachastronom aus
Tautenburg, der trotz seines in vollen Zügen genossenen Ruhestandes
noch immer lebhaft Anteil nimmt am Kleinplaneten-Geschehen, startete am
Sonntagmorgen für einmal mit einem etwas besonderen Thema. Die erst
seit 1995 bekannten "Braunen Zwerge" bildet in Grösse und physischen
Eigenschaften gewissermassen das Bindeglied zwischen Sternen und Planeten.
Die in Schulstunden so oft gehörten Fragen "Was ist ein Stern? - Und
was ist ein Planet?" erfuhren durch die Brauen Zwerge eine neue Dimension
und sind heute nicht mehr so klar und so eindeutig zu beantworten. Freimut
Börngen, der seine Ausführungen mit einigen Folien begleitete
("Dies ist mein Laptop!"), gab mit seinen Ausführungen einen lebendigen
Einblick in aktuelle Erkenntnisse und Fragen auf diesem Spezialgebiet.
Dass man mit Hilfe von Sternbedeckungen auch zu Erkenntnissen über
Grösse und Form von Kleinplaneten gelangen kann, dokumentierte Mike
Kretlow aus Siegen und zugleich europäischer Vertreter der IOTA. Besonders
wichtig sind die "Last Minute Predictions", weil sie den ursprünglich
auf mehrere hundert Kilometer veranschlagten Verdunklungskorridor auf wenige
Kilometer eingrenzen. So bleibt dann den Beobachtern, die mit schwerem
Geschütz extra ins mutmasslichen Verfinsterungsgebiet fahren, einiges
an Ärger und Frust erspart.
Die in Berlin beobachtete Verfinsterung des Sternes HIP 103334 durch
(476) Hedwig war das Thema gleich von zwei Referaten. Wie Sven Anderson
aus den zusammengefassten Auswertung eigener und mehrerer weiterer Berliner
Beobachter darlegen konnte, dürfte Hedwig etwa 130 x 90 km Ausdehnung
haben. Der erst 15-jährige Kai Schmitz von der Wilhelm Förster-Sternwarte
heimste nach der Präsentation seiner offenbar bei einem "Jugend-Forscht"-Wettbewerb
preisgekrönten Arbeit über die anspruchsvolle astrometrische
Auswertung seiner Beobachtungsresultate einen besonders herzlichen Applaus
ein. Schade war dabei eigentlich nur, dass nicht mehr Kolleginnen und Kollegen
von der WFS den Weg ins nahegelegene Treptow gefunden haben. - Ob hierzu
wohl mehr als nur räumliche Distanzen zu überwinden gewesen wären
...?
Blicke in die Zukunft
Auf der Zielgerade der Tagung stieg dann der unermüdliche Arno
Gnädig zum dritten Mal in die (Referenten-) Hosen. Nach Entdeckungen
und den bei schnellen NEOs besonders wichtigen Follow-ups gelten die Recherchen-Programme
ANEOPP und DANEOPS als dritte Säule in den weltweit momentan hochaktiven
NEO-Surveys. Doch der Referent, bekannt für seine selbstkritisch-satirischen
und erfrischend offenen Meinungsäusserungen, sieht in den Suchprogrammen
trotz zahlreicher Pre- und Re-Coveries nur ein "halbes drittes Bein". Kontrovers
wurde vom Plenum auch seine ziemlich düstere Einschätzung beurteilt,
die momentan sehr aktiven Such-Programme seien ab 2005 leider "so ziemlich
tot"!
Auch Dr. Gerhard Hahn meldete sich nochmals mit einer Präsentation
zu Wort. Nach dem Ende des französisch-deutschen Projektes ODAS ist
offenbar jetzt ein Teamwork zwischen Italien und Deutschland im fortgeschrittenen
Aufbau. Das Projekt ADAS will mit der 67cm-Schmidtkamera der italienischen
Sternwarte
Asiago und einem 2048x2048-Chip in jenen Gebieten nach NEOs suchen, die
von den grossen Surveys eher vernachlässigt werden, d.h. also in Gegenden
mit E >90° vom Oppositionspunkt. Auf die Resultate darf man gespannt
sein. Wir europäischen Amateure rüsten uns jedenfalls schon jetzt
für die dereinst notwendigen, zusätzlichen Follow-ups: Ehrensache,
liebe ADAS-Leute, dafür kühlen wir unsere CCDs schon heute runter
...
André Knöfel, der von Berufs wegen emsig Wetterdaten sammelt
und verteilt und dazwischen mit seinem DAPS gar so manchem Mainbelter schon
den Weg zum Multi-Opp-Objekt gewiesen hat, liess sich auch noch kurz in
seine Zauberkiste blicken. DAPS ist heute ein 5-Mann-Unternehmen geworden,
hat bis Juni 2001 insgesamt 543 Kleinplaneten untersucht und zahlreiche
Erfolge verbucht. Bei 261 nummerierten Kleinplaneten konnte DAPS nach Auflistung
des Düsseldorfers gewissermassen Hebammendienste leisten. Der grösste
Erfolg, der inzwischen in die Kleinplaneten-Geschichte eingegangen ist,
war zweifellos das Rückverfolgen des Kleinplaneten (20'000) Varuna
gleich in mehreren DSS-Platten. Dieser herausragende Erfolg des André
Knöfel und seines Heppenheimer Kollegen Reiner Stoss brachte amerikanische
Publizisten dazu, für die Entdeckungsmeldung sogar die ö-Pünktchen
für Andrés Namen hervorzukramen. Und das will bei den ausgesprochen
sprachfaulen Amerikanern wirklich was heissen!
Zahlen und andere Appetithäppchen zum Abschluss
Gerhard Lehmann ist nicht nur der rührige Obmann der Fachgruppe
Kleinplaneten, sondern auch ein begnadeter Statistiker - enge Freunde reden
sogar von einem richtigen Zahlen-Fetischisten. Und so servierte der sympathische
Drebacher all jenen, die sein umfangreiches, vollständiges und jederzeit
auf dem neusten Stand gehaltene Zahlen-, Daten- und Faktenmaterial nicht
schon ohnehin von der Kleinplanetenseite her bestens kennen, ein Konzentrat
seiner Statistiken. Fazit: Die heute 44 Fachgrüppler, die insgesamt
25 IAU-Station-Codes in sich vereinigen, sind im Jahr 2000 wieder mal fleissig,
sogar sehr fleissig gewesen – und nicht nur beim Beobachten ...
Eigentlich wäre dieser in bildhübsche Graphiken verpackte
Datenfriedhof der passende Tagungsschluss gewesen, doch Erwin Schwab zog
mit seinem Referat "Vier 611er auf dem Calar Alto" nochmals allen anwesenden
Sternfreuden so richtig den Fisch durchs Maul: Zusammen mit drei weiteren
Heppenheimern stand er nämlich im Januar in Südspanien mit dem
dortigen 1,53m-Teleskop (samt eigenem Nachtassistenten!) im NEO-Einsatz.
Was er von diesem Aufenthalt in luftiger Höhe an Dias zeigte, brachte
gar so manchen streulichtgeschädigten Zuhörer ins Träumen.
"In wenigen Tagen", so kündigte Erwin Schwab am Schluss seiner Ausführungen
an, "sind wir wieder in unten in Spanien", und erntete dafür ein stillschweigendes
"Warum nicht auch ich?" So aber war diese Aussicht auf eine faszinierende
Reise in ein Zentrum modernster astronomischer Forschung vielleicht doch
der bessere Tagungsschluss, zumal den meisten Tagungsteilnehmern noch eine
anstrengende Rückfahrt bevorstand. Und die gab angesichts der heutigen
Verkehrsdichte entschieden weniger Anlass zum Träumen.
Auf Wiedersehen in Sonneberg!
So ging im gastlichen und weltoffenen Berlin erneut eine rundum erfreuliche
Kleinplaneten-Tagung zu Ende. Und bereits beginnt wieder die Vorfreude
fürs nächste Mal, - dann im Thüringer Wald: Dank der freundlichen
Bereitschaft von Dr. Peter Kroll darf die Fachgruppe vom 21. bis 23. Juni
2002 in der berühmten Sternwarte Sonneberg zu Gast sein. Wer dann
immer noch nicht genug von gemeinschaftlich analysierte Kleinplaneten-Themen
hat, reserviert sich den 29. Juli bis 8. August 2002 wieder in Berlin:
Das DLR lädt dann zu einer internationalen Tagung, an der laut Aussagen
von Dr. Hahn ausdrücklich auch engagierte Amateure willkommen sind.
Mitzubringen sind unter anderem solide Englisch-Kenntnisse ...
Markus Griesser