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Es soll bekanntlich Astronomen geben, für die Kleinplaneten nichts anderes als Spielzeuge sind: Niedlich, unterhaltsam und - so machen es uns die Kinder vor - nur für eine sehr beschränkte Zeitspanne von Interesse. Doch dies war sicher nicht der Grund, weshalb die fünfte Kleinplaneten-Tagung in die Welt-Spielzeugstadt Sonneberg nach Thüringen verlegt wurde. Hoch über dem Stadtgrund liegt eben die berühmte Sternwarte Sonneberg, die vor allem in der Veränderlichen-Forschung Grosses und Grossartiges geleistet hat. Darüber ist man sich auch in der Stadt bewusst. Die Sternwarte gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen von Sonneberg, und die Verbundenheit der Stadtbewohner mit ihrem Sternenhort ist überall spürbar.
Dass die deutschsprachigen Kleinplanetler hier, auf einer der bekanntesten Profi-Sternwarten in Europa, zu Gast sein durften, war ein besonderer Glücksfall und wurde auch von allen sehr geschätzt. Für das Wohlbefinden sorgten aber neben der mustergültigen Tagungs-Infrastruktur auch freundliche Helferinnen und Helfer aus dem Hintergrund mit Pausen-Kaffee, Gebäck und am Samstag-Mittag gar mit einer währschaften Bratwurst und belegten Brötchen. - Herzlichen Dank auch von dieser Stelle aus!
Vereinigte Weltraum-Wächter
Zusammen mit dem Fachgruppen-Leiter Gerhard Lehmann begrüsste Dr.
Peter Kroll, Leiter der Sternwarte Sonneberg, die anwesenden gut 40
"Space Guardians" und "Strich-Fetischisten" - so Krolls launige Anrede
- im sehr zweckmässig ausgestatteten Vortragssaal des Museums.
Zusammen mit dem Museumsleiter Thomas Weber zeichnete er in
eindrücklichen Referaten die wechselvolle Geschichte der
Sonneberger Sternwarte nach. Und diese ist untrennbar mit der
überragenden Gestalt von Cuno Hoffmeister (1892 - 1968) verbunden.
Auf den Spuren des
Sternwartegründers
Als Sohn eines begüterten Sonneberger Fabrikanten wandte sich
Hoffmeister
schon in früher Jugend der Sternenwelt zu, konnte sich jedoch erst
in fortgeschrittenem Alter und nach vielen Entbehrungen einem
Hochschulstudium
in Jena und danach hauptberuflich der Astronomie widmen. Nachdem er
sich
im Garten und Dachgeschoss des Elternhauses ersten ernsthaften
Beobachtungen
gewidmet hatte, gelang ihm 1925 auf dem Erbisbühl, 150 Meter
über
der Stadt, der Bau einer ersten Kuppel mit einigen Astrokameras und
einem
noch heute erhaltenen Leitrefraktor darin. Hoffmeister legte damit den
Grundstein für die Sternwarte, die sich mit systematischen
fotografischen
Beobachtungen der Erforschung von helligkeitsveränderlichen
Sternen
widmete und sich damit über die letzten Jahrzehnte weltweit zum
führenden Institut auf diesem Spezialgebiet entwickelte.
Auf zu den Sternen
Ihre besten Jahre erlebte die Sonneberger Sternwarte ab 1960. Ganz
offensichtlich passte die Veränderlichen-Forschung ins ehrgeizige
Forschungsprofil der DDR-Administration, die auch in ihren politischen
Ansprüchen gerne nach den Sternen griff. Zum
überwachungsprogramm mit kleinen Zeiss-Tessar-Objektiven kamen so
nach und nach in zusätzlichen Kuppelbauten grössere
Astrografen mit 40 bzw. 60 cm Oeffnung und ausserdem auch noch eine
Schmidt-Kamera zum Einsatz - alle aus dem Hause Zeiss. Hinderlich
wirkte sich allerdings die Nähe der Sternwarte zur Westgrenze aus.
Sonneberg galt durch diese exponierte Lage als Sperrgebiet und war auch
Wissenschaftern aus sozialistischen Ländern nur mit
Sondergenehmigungen zugänglich.
Dramatisch wurde die Situation nach der Wende. Rasch war klar, dass
sich das neue Bundesland Thüringen nicht zwei grosse Observatorien
leisten konnte. Nachdem Tautenburg mit seinem 2m-Universal-Teleskop zur
Thüringischen Landessternwarte erkoren worden war, geriet
Sonneberg auf die Liste jener Institutionen und Einrichtungen, die -
welch unsägliches Wort - "abgewickelt" werden sollten. Betroffen
von diesem tragischen Vorgang waren auch die damals 35
Beschäftigten, darunter 18 Wissenschafter. Per 1. Januar 1995
wurde die Sternwarte gar geschlossen, doch gelang es nach einer
Durststrecke von neun Monaten, mittels einer neuen Trägerschaft
die Sternwarte wenigstens auf stark reduziertem Niveau mit noch vier
Beschäftigten weiterzuführen. Träger ist heute ein
Zweckverband mit Beteiligung der Stadt und der Kommune, und es gibt
heute auch einem Förderverein.
Was dies alles aber in der heutigen Praxis heisst, zeigten die
während der Tagung angebotenen Rundgänge: Noch ist die
riesige, mustergültig geordnete Plattensammlung komplett und vor
Ort, doch an den Gebäuden und an den Instrumenten zeigt sich
überall der Zahn der Zeit, da und dort sogar der hässliche
Zerfall. Besonders schmerzlich: Weil heute auch keine fotografischen
Platten mehr erhältlich sind, ist kein einziges der grösseren
Zeiss-Instrumente momentan im Einsatz. Die Himmelsüberwachung auf
dem Dach des Hauptgebäudes wird heute mit Planfilmen aus
Tschechien einigermassen aufrechterhalten. Doch trotz dieser
geglückten Umstellung stehen Peter Kroll und seine tapferen
Mitstreiter nach wie vor grossen Problemen und lassen sich nicht
unterkriegen.
Hoffnung dank einer Mega-Kamera
Immerhin gibt es auch einige Lichtblicke, wie der Sonneberger
Sternwarte-Leiter
in einem weiteren Referat darlegte: So steht momentan eine CCD-Kamera
der Superklasse in der Erprobung. Die MMP (Mulimegapixel)-Kamera
verfügt
über einen Chip mit 7000 x 4000 Pixeln von 12 Mü Grösse.
Der
Detektor ist also 8,4 x 4,8 cm gross! Die neue Kamera soll nach der
erfolgreichen
Erprobung mit einem Weitwinkelobjektiv am 40cm/f4-Zeiss-Astrographen
mit
ausgewählten Feldern von 3 x 1,7 Grad Grösse eingesetzt
werden
und dürfte dann mit Belichtungszeiten im Minutenbereich am
Sternenhimmel
etwa die 19. Grösse kitzeln. Auf dem Beobachtungsprogramm stehen
natürlich Veränderliche, dazu Trails von extrasolaren
Planeten
und auch von Kleinplaneten. Angesichts der recht hohen Auslesezeiten
von
rund 5 Minuten pro Bild wird von einer Ausbeute von 50 bis 80 Aufnahmen
pro Nacht ausgegangen.
Neben diesem Programm wird in Sonneberg der Aufbau einer deutschen Sky
Library geprüft. Dabei sollen hochwertige CCD-Aufnahmen, auch
solche von Amateuren, auf CD/DVD zentral gespeichert werden.
Komprimierte Kopien davon könnten allenfalls über einen
Server zugänglich gemacht werden, doch sind dafür noch viele
administrative und rechtliche Fragen offen. Peter Kroll und seinem Team
bleibt jedenfalls auch von dieser Stelle aus viel Erfolg mit diesen
Projekten zu wünschen. Denn nichts beflügelt die
spendenfreudigen Herzen von Gönnern mehr als - sichtbare Resultate
und vorzeigbare Erfolge!
Verbogene Bahnen
Doch damit zur eigentlichen Tagung. Den Einstieg in den wiederum
äusserst bunten Vortragsreigen zum Thema Kleinplaneten machte nach
den einheimischen Referenten mit Erich Meyer aus Linz einer der
erfahrensten und auch international bekannten Kleinplanetenbeobachter
aus der KP-Gruppe. Zu seinen Spezialitäten gehört das
Wiederauffinden von verschollenen NEOs, wobei den Abweichungen von den
berechneten Positionen meist fehlerhafte Beobachtungen zugrunde liegen.
Dass diese Suche mit dem hochmodernen 60cm-Deltagraphen der Sternwarte
Davidschlag und einer ST-6-Kamera oft mühsam und zeitraubend ist,
machte Meyer am Beispiel des 2002 EQ4 deutlich: Erst in der dritten
Beobachtungsnacht gelang Meyer die Re-Covery: Eine Station hatte mit
massiv falschen Messungen die Bahn des Erdkreuzers derart verbogen,
dass die tatsächliche Position um mehrere Gesichtsfelder
verschoben lag. Erich Meyer betonte einmal mehr, dass
Kleinplaneten-Beobachter eben auch eine Verantwortung gegenüber
der Community tragen und deshalb ihre Messresultate immer wieder auch
selbstkritisch hinterfragen sollten. Verbreitet sind offenbar
Zeitfehler, doch massive Fehlmessungen können auch mannigfache
andere Ursachen haben.
Erich Meyer lobte in seinen Ausführungen explizit die wertvolle
Zuarbeit von Reiner Stoss. Der trotz seiner Jugend sehr erfahrene
Bahnrechner und Beobachter aus dem Heppenheimer- und DANEOBS-Team hat
mit seinen Rechenkünsten schon mehr als einen ausgerissenen NEO
wieder in die Schranken verwiesen.
Gefährlich nahe ...
André Knöfels Ausführungen über die PHAs, die
Potentially
Hazardous Asteroids, lag die Tatsache zugrunde, dass er im März
eben
eigenhändig in Drebach einen dieser speziellen interessanten
Erdkreuzer
entdeckt hat, den 2002 EL6. Zwar war es, wie der sympathische und
geradezu
beängstigend bescheidene Wetterfachmann aus dem Ruhrpott mit
seiner
Schilderung der Begleitumstände darlegte, eine reine
Zufallsentdeckung.
Dies mindert die herausragende Leistung in keiner Weise, ist doch eine
PHA-Erstsichtung bis dahin weltweit erst drei Amateuren geglückt.
Die PHA geniessen aber auch in einer breiteren Öffentlichkeit viel
Beachtung, wird sich doch dereinst aus dieser Asteroiden-Gruppe der
nächste
"Killer" anpirschen. Dass solche Überlegungen gar nicht mal so
abwegig
sind, machte André Knöfel auch mit dem Hinweis auf den 2002
MN
deutlich, der am 14. Juni 2002 nur gerade 0.0008 AU nahe an der Erde
vorbeiraste.
Entdeckt wurde dieser Erdenstürmer bezeichnenderweise erst drei
Tage
nach dieser unziemlichen Annäherung an unseren Heimatplaneten ...
Astrometrica für alle
Herbert Raab und seine begeisternde Astrometrie-Software "Astrometrica"
sind stehende Werte in jeder Kleinplanetentagung. Das genial einfach zu
bedienende Programm des Linzers, eine richtige Lehnstuhl-Software, ist
inzwischen Standard wohl bei den meisten deutschsprachigen
Kleinplanetlern und begeistert durch seine einfache Funktionalität
und durch die praxisnahen Features immer wieder neu. Herberts Referat
bot Einblick hinter die Kulissen von Astrometrica mit dem Ziel, die
Einstellungen weiter zu verfeinern. Die neustes Version des
Astrometrica für Windows (immer noch Beta-Version!) bietet
für das Tracken und Stacken mit der Mittelung neue
Möglichkeiten bei besonders schwierigen Objekten.
Automatisches Stochern im DSS
Und auch Arno Gnädig, der Grossmeister aller DSS-Platten, ist auf
jeder Kleinplanetentagung für mindestens eine Überraschung
gut.
Der Berliner arbeitet momentan an einem Programm, das ihm die
vollautomatische Durchmusterung der digitalen Plattenarchive gestatten
soll. Um sein Vorgehen
zu erläutern, marterte der Referent die weniger
Mathematik-Kundigen
im Auditorium mit einer "Hough-Transformation" und anderen fachlichen
Scheusslichkeiten, was aber umgekehrt bei den offenbar gar nicht
seltenen
Mathematik-Freaks im Saal Freudenschübe und "Mehr, mehr"-Rufe
auslöste.
Jene, die bei diesem wahrhaft ambivalenten Ausflug in die hehren
Grundlagen
der Programmiererei nicht ganz die Kurve kriegten, staunten wenigstens
ob
den Ergebnissen erster Versuche: So hat der liebe Arno auf drei
DSS-Platten
aus Ekliptik-nahen Zonen nicht weniger als 562 Trails rausgekitzelt.
Davon
erwiesen sich weniger als fünf Prozent als Flopps (Kratzer,
Kantengalaxien
usw.)! - Da kann man ja nur noch gespannt sein, was der Arno
Gnädig
in Zukunft noch weiter aus den Platten schüttelt, dann
nämlich,
wenn es erst richtig in den Einsatz geht. Ab 1. Januar 2003 soll's so
weit
sein ...
Rückblick in die Anfänge
der Amateur-Astrometrie
Mit seinem Referat über die Astrometrie der frühen achziger
Jahre
versetzte Erich Meyer wohl mehrere Zuhörer ins nostalgische
Schwärmen.
Er selber begann mit dem allerersten MPT 300 f/5.2, einer
Spiegel-Linsen-Kombination von Lichtenknecker, mit Kleinbildnegativen,
einem Mikrometer-Messtisch
und einem programmierbaren Taschenrechner. Dieses abenteuerliche
Astrometrieren,
bei dem alle Zwischenergebnisse und Resultate in einem Formblatt von
Hand eingetragen wurden, war äusserst zeitraubend und
natürlich auch
stark fehleranfällig. übermittelt wurden die Positionen
jeweils
ans MPC mit dem Fernschreiber einer Lokalzeitung, was bei den
Redakteuren
offenbar anfänglich ungläubiges Staunen verursachte. Dass
hier
der Computer, das Internet und vor allem auch das Programm Astrometrica
enorme Erleichterung brachte, kann heute jeder Amateur, der sich mit
Kleinplaneten
und Kometen befasst, geniessen.
Auch der von Meyer errechnete Vergleich der Arbeitszeiten war
eindrücklich. Benötigten vier Positionsmessungen mit der
antiquierten Messtischmethode noch einen halben Tag, so sank dieser
Zeitaufwand mit der Anwendung des PC auf noch 90 Minuten. Die
CCD-Kamera und Astrometrica in der DOS-Version liess die notwendige
Zeit auf fünf Minuten schrumpfen, und heute sind wir dank
Astrometrica for Windows bei einem lockeren Minütchen angekommen -
ein mailfertiges Messprotokoll samt Header inbegriffen. Angesichts
dieses Vergleichs trauert wohl niemand mehr "der guten alten Zeit"
nach. - Oder etwa doch?
Zahlensalat mit bunten Kegeln
Dass unser Fachgruppenobmann Gerhard Lehmann ein Statistik-Fan ist,
wissen alle. Und dass er zum kleinen Jubiläum der fünften
Kleinplanetentagung wiederum mit bunten Strichen, Balken und Klecksen
all das dokumentieren würde, was rund um die deutschsprachige
KP-Szene überhaupt dokumentierbar ist, war eh klar. Und trotzdem
schaffte es der rührige Zahlenvisualisierer aus Drebach diesmal,
mit seiner äusserst eigenwilligen Kegeldarstellung aller
Asteroiden-Entdeckungen sogar bei den Kennern für Verblüffung
zu sorgen. 540 Entdeckungen (Stand: Juni 2002) sind es insgesamt bis
heute, und dies bei einem Total von 37'000 gemessenen Positionen. Und
dass die Fachgruppe mit momentan 48 Mitgliedern (Stand: Juni 2002) bald
das magische halbe Hundert überschreitet, stellt auch dem
initiativen Fachgruppenleiter ein ausgezeichnetes Zeugnis aus.
Im Herzen aller Asteroidendaten
Andreas Doppler, der im vergangenen September einen Arbeitsaufenthalt
im Minor Planet Center absolvieren durfte, gab Einblick in die
ungeheuren Datenmengen, die LINEAR und Co. dem MPC täglich in die
Rechner flutschen. Andreas durfte - ein langgehegter Wunsch von ihm -
auch in die sogenannten Secret Files gucken mit allerdings eher
ernüchternden Bilanz. Dass hier wirklich heilige Daten im
Giftschrank ruhen, ist eine Spekulation, die ins Reich der Fantasie zu
weisen ist. Andererseits bekam Andreas hautnah einen Eindruck von der
ungeheuren Arbeit, welche das MPC-Team vor allem auch wegen
fehlerhaften Batches und knapper Finanzen hat. Und dass der den
Amateuren besonders freundlich gesinnte Tim Spahr auch mal mitten in
der Nacht von einem Amateur zuhause telefonisch mit der Frage
konfrontiert wird, wo denn seine Designation bleibe, ist dann doch ein
dickes Ding. Aber eher Anekdotisches rund um den Aufenthalt von Andreas
Doppler in Cambridge war dann eher beim abendlichen Bier zu hören
- doch dies gehört leider nicht hierher ...
Beobachten mit einem Giganten
Der Sonntagmorgen sah zunächst zwei Praxisberichte auf dem
Programm.
Erläuterte der junge Thomas Payer, wie er und André
Knöfel
in Essen mit einem 32 cm-Newton und einer geliehenen ST-6 Kleinplaneten
und
Kometen jagen, sah sich Mike Kretlow mit der überaus angenehmen
Aufgabe
betraut, den 1,2 m-Riesenteleskop von Trebur vorzustellen. Das
mächtige,
sechs Tonnen schwere Gerät steht auf einem als Altenheim genutzten
Gebäude
und verfügt über eine eigenwillige Kuppelkonstruktion. Zwei
grossflächige CCD-Kameras stehen im Eisatz und erschliessen mit
nur
rund einer Minute Belichtungszeit locker die 19. Grösse. Die NEOs,
die Suche nach TNOs, sowie Kometenbeobachtungen und Last Minute
Astrometry
für Sternbedeckungen bilden Schwerpunkte im Beobachtungsprogramm.
Und
Mike deutete auch an, dass mit dem T1T natürlich auch Follow-ups
an schwachen Objekten aus der Kleinplanetengruppe machbar sind. Wer
weiss:
Vielleicht sind Fachgruppen-Mitglieder mal noch darüber froh ...
Einsatz in Südspanien
Rainer Kresken berichtete über einen weiteren Einsatz des
Heppenheimer/DANEOPS-Teams am Calar Alto im vergangenen April, wobei
aber diesmal das Wetter nur gerade eine Nacht offerierte. Der Referent
beschränkte sich so auf die Schilderung der Begleitumstände,
welche bei der Benutzung eines 1,5 m-Teleskops so üblich sind. Und
im Zeitraffer zeigte Matthias Busch mal sämtliche aufgezeichneten
Webcam-Bilder aus dem Kontrollraum. Neben den selbst im Sitzen "extrem
bewegten" Akteuren waren äusserst heftige Wandlungen bei den als
Nachtvorräte platzierten Lebensmittel überaus spannend: Wohl
noch niemand hat je einen Orangensaft derart rasant dahinschwinden
sehen! Rainer Kresken wies zum Schluss darauf hin, dass dank guten
Kontakten in die Profi-Szene weitere ähnliche Kurzaufenthalte
geplant sind in La Silla und auf Teneriffa, wo ein
leistungsfähiges Teleskop der ESA zu Verfügung steht.
Erfolgreiche Titania-Kampagne
Von den sehr anspruchsvollen Beobachtungen, die er am 8. September 2001
bei einer Sternbedeckung durch den Uranus-Mond Titania im
südlichen Portugal mit einem 10-Zoll-Meade anfertigte, berichtete
Dr. Helmut Denzau. Eingebunden in ein internationales Netzwerk von
Beobachtern und trotz einer sehr niedrigen Beobachtungshöhe des
Zielobjektes gelang es dem erfahrenen Beobachter, einwandfrei Resultate
einzufahren. Aus diesen geht u.a. die Erkenntnis hervor, dass Titania
keine sehr dicke Atmosphäre haben kann, und dass der bedeckte
Stern HIP 106829 etwa einen fünffachen Sonnendurchmesser aufweist.
Polonaise der internationalen
Kleinplanetler
Den fulminanten Tagungsabschluss machte nochmals Mike Kretlow mit einem
stark illustrierten Bericht über MACE 2002, dem internationalen
Treffen von Asteroidenjägern in Kroatien. Mit Reiner Stoss und
Stefano Sposetti sassen zwei weitere Initianten dieses pfingstlichen
Treffens im Raum, das insgesamt 62 Teilnehmer aus 12 verschiedenen
Nationen sowie Bill Yeung als Gast aus Kanada vereinigte. Und was die
sonst eher introvertrierten Kleinplanetler so alles anstellen, wenn
auch noch ein Weinprobe auf dem Programm steht, dokumentierten dann
selbstredende Bilder. Von den spanischen Sternfreunden war gar ein mit
Besteck und Tischtuch supponierter Stierkampf zu sehen.
Auf Wiedersehen in Drebach!
Gerhard Lehmann konnte mit seinem Schlusswort auf eine rundum
gelungene, hochinformative und trotz der strengen Sachthemen auch
durchaus unterhaltsame Tagung zurückblicken. Für die
sechste Auflage der Kleinplanetentagung stellt sich zum zweiten
Mal das Team von Drebach zur Verfügung. Als Termin
drängt sich das Vollmond-Wochenende des 14. Juni 2003
dafür auf. Vorfreude ist jetzt schon erlaubt!
Durch Anklicken der verkleinerten Bilder werden die Bilder im Format 800x600 Bildpunkte nachgeladen.
Hier sind weitere Bilder von der Kleinplanetentagung 2002 in Sonneberg.
Einige Vorträge können als PowerPoint-Dateien abgerufen werden.
Sonnabend | ||
09:00 - 09:15 | Begrüßung | |
09:15 - 09:45 | Sternwarte Sonneberg im Wandel der Zeit | Thomas Weber |
09:50 - 10:15 | Vier interessante praktische Beispiele von der Verfolgung von lichtschwachen NEOs | Erich Meyer |
10:20 - 10:40 | Die PHAs - ein Überblick über diese besonderen Kleinplaneten | André Knöfel |
11:10 - 11:55 | Besichtigung der Sternwarte | |
11:55 - 12:00 | Tagungsfoto | |
14:00 - 14:30 | Hinter die Kulissen von Astrometrica | Herbert Raab |
14:40 - 15:00 | Verfahren zur automatischen Strichspurdetektion auf digitalisierten Fotoplatten (DSS) | Arno Gnädig |
15:30 - 15:55 | Die Amateur-Astrometrie in den frühen Achtzigern, ein kurzer Rückblick | Erich Meyer |
16:00 - 16:20 | Ein Rückblick auf 5 Jahre FG Kleinplaneten | Gerhard Lehmann |
16:25 - 16:45 | Zu Besuch beim MPC - ein Blick hinter die Kulissen | Andreas Doppler |
17:00 - 18:00 | Besichtigung bzw. Führung durch die Sternwarte | Thomas Weber |
Sonntag | ||
09:30 - 09:50 | Kleinplanetenbeobachtungen in #636 Essen - Technik, Methode, Erfolge | Thomas Payer |
09:55 - 10:15 | Kleinplanetenbeobachtungen am T1T 1.2m-Teleskop in Trebur | Mike Kretlow |
10:20 - 10:40 | Beobachten mit Grossteleskopen - Heppenheimer Amateurastronomen auf dem Calar Alto | Rainer Kresken |
11:00 - 11.20 | Planetenjagd mit 28 Megapixel | Dr. Peter Kroll |
11:25 - 11:45 | Die internationale Titania Kampagne 2001 | Dr. Helmut Denzau |
11:50 - 12.05 | MACE2002: Europäische Kleinplaneten- und Kometentagung in Kroatien | Mike Kretlow |
12:05 - 12:15 | Verabschiedung |