6.Tagung der VdS-Fachgruppe 'Kleine Planeten' 
vom 14. bis 15. Juni 2003 in der 
Volkssternwarte Drebach


Gruppenbild

Bericht über die 6. Tagung der VdS-Fachgruppe Kleine Planeten

von Markus Griesser

"Glückauf!" - Kleinplanetler im Weihnachtsland

Ein Blick in den Kalender erübrigt sich: Immer wenn sich die vereinigten Asteroiden-Gucker aus deutschsprachigen Landen ein Stelldichein geben, dann muss es Juni sein, und Vollmond noch dazu. So auch in diesem Jahr: Am Vollmond-Wochenende 14./15. Juni traf sich wieder eine muntere Schar aus der Kleinplaneten-Gruppe zum freiwillig-fröhlich-ernsthaften Wissenstransfer im sächsischen Drebach. Gestärkt mit geballten Ladungen an neuem Wissen aus nicht weniger als 18 Präsentationen pflegten die Kleinplaneten-Spezialisten aber auch intensive persönliche und freundschaftliche Kontakte.

Wer Erzgebirge höre, so sagte mir ein Freund und Kenner Deutschlands, der denke unweigerlich an Bergbau, Räuchermännchen und Weihnachten. Die in Sachsen gepflegten Weihnachtsbräuche seien jedenfalls legendär, und auch das kulinarische Beiwerk habe es in sich. Doch wem die hochsommerliche Sonne aufs Haupt brennt, denkt wohl kaum an Glühwein und Christstollen, am allerwenigsten wohl die aus allen Himmelsrichtungen angereisten Kleinplanetler, die sich in der eremitischen Enge ihrer Beobachtungsklausen ohnehin nie kulinarische Exzesse gönnen. Immerhin waren rund 40 Individuen der sehr seltenen Gattung "Homo asteroidalis" dem Lockruf ihres Häuptlings Gerhard Lehmann nach Drebach gefolgt, der sie zusammen mit dem Sternwarte-Leiter Karl-Heinz Müller als Gastgeber begrüsste. Dass sich zum Empfangs-Komitee noch der junge Drebacher Bürgermeister Jens Haustein gesellte, gab dem konstruktiven Treffen gewissermassen die offizielle Note eines wichtigen Meetings: So, genau so, muss sich ein Staatsoberhaupt fühlen, wenn es sich im Kreise von anderen Häuptern den Problemen dieser Welt widmet und Lösungsvorschläge diskutiert.

Manchmal problematische Namensgebungen

Den bunten Vortragsreigen eröffnete mit Dr. Freimut Börngen der Altmeister aller deutschsprachigen Asteroiden-Beobachter. Der sympathische Profi, der heute zusammen mit seiner Gattin in vollen Zügen den Ruhestand geniesst und dennoch auf keiner Kleinplaneten-Tagung fehlt, legte mit einer Folienpräsentation dar, nach welchen Kriterien er bisher die Namen seiner vielen hundert Entdeckungen vergeben hat. Mit der Würdigung vieler Musiker, Literaten und Wissenschafter, aber auch mit der Auszeichnung geografischer Orte zeichnet Freimut Börngen engagiert Kulturgeschichte nach. Seine Citations zeichnen sich durch Sorgfalt und Sachkompetenz, aber auch durch Liebe zum gut recherchierten Detail aus. Dass er auch etlichen Amateurastronomen zu himmlischen Ehrungen verhalf, ist ein weiteres Merkmal seiner sehr menschlich orientierten Persönlichkeit und wird von den jeweils Betroffenen als eine hohe Auszeichnung empfunden.
Doch Freimut Börngen berichtete auch über einige Probleme mit seinen Benennungen: So hat ihm das namensgebende Committee on Small Bodies Nomenclature (CSBN), schon verschiedentlich Namensgebungen verweigert. Schmerzlich für ihn, der aus seiner eigenen Lebenserfahrung heraus jegliche Formen von Totalitarismus ablehnt, sind vor allem die Rückweisungen der Namen von NS-Opponenten sowie von Kirchenführern, insbesondere, weil in den Ablehnungen keine konsequente und nachvollziebare Haltung zu erkennen sei. Ähnliche Kritiken musste sich das CSBN übrigens auch schon von anderen Entdeckern gefallen lassen. So war vor einigen Monaten in der englischsprachigen Minor Planet Mailing List (MPML) eine sehr heftige Diskussion u.a. gerade auch über diese Thematik in Gang, die zu etlichen Verstimmungen führte.

Mit Dr. Lutz Schmadel war dann für die aufgeworfenen Fragen der Fachmann zugegen, ist er doch nicht nur Mitglied des CSBN, sondern auch Autor des "Dictionary of Minor Planet Names". Die soeben erschienene 5. Auflage dieses tollen Kompendiums ist übrigens neuerdings eine offizielle Publikation der IAU. Lutz Schmadel legte in einem eingeschobenen Referat nach dem Mittagessen dar, dass die Komitee-Mitglieder eine zunehmende Flut von Namensvorschlägen zu prüfen hat, und dass deshalb auch Überlegungen getätigt werden, die Namensgebungen zu kontingentieren. Offenbar liegen aus der Kommission 20 der IAU verschiedene Vorschläge auf dem Tisch, wie das geschehen soll: Zum Beispiel, indem jeder Entdecker nur noch eine begrenzte Zahl Vorschläge, allenfalls gekoppelt mit einer Zeitlimite, einreichen kann. Die Verkürzung der heute vierzeiligen Würdigungstexte auf nur gerade noch eine Zeile wäre eine andere Möglichkeit, Entlastung zu bringen. Auch eine Gewichtung nach Helligkeiten steht zur Diskussion. Und Brian Marsden hat sogar mal in einer Editorial Notice des MPC eine Benennung gegen Bezahlung angedeutet.- Laut Lutz Schmadel sind jedenfalls von der nächsten IAU-Generalversammlung in Sydney Entscheide zu erwarten, die möglicherweise für die Entdecker auch schmerzlich sein könnten.

Die grossen Möglichkeiten eines kleinen Planetariums

Jens Kandler, der seit einigen Monaten mit Liebe und Engagement hauptberuflich im Drebacher Planetarium wirkt, demonstrierte in einer wunderschönen Präsentation die vielfältigen Möglichkeiten des modernen ZKP3-Planetariums von Zeiss. Die ab einer hochwertigen Audioanlage mit stimmungsvoller Musik unterlegten Ausschnitte aus verschiedenen Planetariumsprogrammen machten für einmal den Tag zur Nacht und verleiteten auch die ach so abgeklärten Kleinplaneten-Freaks zu Träumen. Eigentlich hätte man es noch viel länger in den bequemen Sesseln des Planetariums ausgehalten, doch das weitere Tagungsprogramm mahnte zum Abbruch. Der Gemeinde Drebach ist jedenfalls zu gratulieren, dass sie sich eine solch tolle Einrichtung leistet. Und es bleibt zu hoffen, dass der im östlichen Deutschland in den offiziellen Schulprogrammen traditionell gut verankerte Astronomie-Unterricht auch in Zukunft seinen Stellenwert behält.

Abwehr der Apokalypse

Mit Dr. Christian Gritzner bot ein weiterer Spezialist, der sich von Berufs wegen mit solchen Fragen beschäftigt, einen Einblick in die Abwehrmöglichkeiten eines NEOs. Seine von grossem Sachwissen und geschliffener Rhetorik geprägten Ausführungen machten deutlich, dass es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten gäbe, gegen einen anfliegenden Erdenstürmer vorzugehen. Neben den auch in der Science Fiction und Katastrophen-Filmen beschworenen Abwehr-Szenarien mit Atomwaffen, gibt es bei früh entdeckten NEOs auch gewissermassen sanftere Methoden, sie aus ihrer ursprünglichen Flugbahn zu drücken. So arbeitet der Referent in Dresden an Studien, anfliegende Asteroiden mit einem riesigen Sonnenspiegel sehr sanft aus ihrem ursprünglichen Flugbahn zu drücken. Voraussetzung für die Anwendung solcher Technologien ist einfach genügend Zeit: Gefährliche Impakter müssen deshalb möglichst früh entdeckt werden. Gemessen an den nachgewiesenen schweren Folgen eines Impakt-Ereignisses sind aber geradezu lächerlich kleine Geldsummen nötig, um diese Studien bis zu konkreten Projekten vorauszutreiben. Gitzner sparte hier nicht mit Kritik an die Adresse der politisch Verantwortlichen und belegte seine Ausführungen mit Erkenntnisse aus dem Risk Management, wie es in Versicherungsgesellschaft im Hinblick auf mögliche grosse Schadenereignisse betreiben. Die Schlussfolgerung war klar: Eigentlich ist es unverantwortlich, wie wenig unsere Gesellschaft zur Abwehr von Asteroiden investiert.


Ärger mit den Medien?

Nach dem Lunch blieb es dem Berichterstatter überlassen, das Auditorium in die Geheimnisse der Medienarbeit einzuführen. Er schätzte sich glücklich, dass dank des leichten Imbisses nur wenige Zuhörende in einen wohlig-erholsamen Mittagsschlummer abtauchten. Möglicherweise half dabei die Tatsache, dass manche der anwesenden Sternfreunde eigene und vielfach auch unvergessliche Erlebnisse mit Medien und Medienschaffenden gemacht haben. So waren die praxisnahen Tipps für eine gepflegte Medienarbeit wahrscheinlich sehr willkommen. Schon einige wenige Grundkenntnisse, wie Medien und Medienschaffende funktionieren, können viel dazu beitragen, unsinnige Berichterstattungen zu verhindern - gerade auf dem Gebiet der Kleinplaneten.

Roboter-Teleskope

Ging es im Medien-Vortrag weitgehend um "weiche" und sehr menschenorientierte Faktoren, so wartete Matthias Busch, Profi-Programmierer und Schöpfer des so tollen Programms EasySky, mit den harten und oft auch nur noch für die Spezialisten verständlichen Realitäten der Informatik-Welt auf. Seine Ausführungen zum Thema ASCOM (ASCOM = Astronomy Common Object Modul) machten recht deutlich, dass die Automatisierung von Beobachtungen auch bei den Amateuren munter vorankommt. So sind auf der Station 611 in Heppenheim schon verschiedene Experimente mit automatisierten Beobachtungs-Abläufen sehr erfolgreich durchgeführt worden. Und Reiner Stoss, der leider an dieser Tagung nicht anwesend sein konnte, demonstriert heute fast täglich mit dem Internet-Teleskop 620 auf Mallorca, wie weit und erfolgreich die Automatisierung vorangeschritten ist. Doch - so wurde in privaten Pausengesprächen deutlich - dürfte die Automatisierung bei den Amateuren an Grenzen stossen. "Wenn ich die Stimmungen einer Sternennacht und den Kontakt mit der Natur nicht mehr spüre, macht auch das Beobachten keinen Spass mehr", meinte ein erfahrener Beobachter stellvertretend für andere. Im Unterschied zu den Profis können sich Freizeittäter eben erlauben, bei aller Faktentreue dem Sinn für Romantik und gefühlsmässigen Momenten noch Raum zu geben.

Neue Hilfe für die Archivierung

Gerhard Lehmann, Chef und Chefstatistiker der Kleinplaneten-Gruppe, kramte in seiner Präsentation erneut in seiner mit bunten Balken, Kringeln und Hügeln reichlich drapierten Trickkiste. Sein bei einer früherer Tagung vorgestelltes Excel-Tool zur Archivierung von Kleinplaneten-Daten hat dank der Programmsprache Borland Delphi eine gehörige Verbesserung erfahren. Nach dem Motto "Leichter, Übersichtlicher, Schneller, Besser" hat Gerhard Lehmann nun jederzeit eleganten Zugriff auf die reichen Datenschätze der Kleinplanetenstationen im deutschsprachigen Raum und kann noch mehr statistische Auswertungen enthüllen. Erfahrene Beobachter wissen ja, wie schnell sich grosse Datenmengen bei der Beobachtung von Kleinplaneten anhäufen können. Hier dann die Übersicht zu wahren, ist eine wirkliche Herausforderung.

Präzise Lichtwechsel

Der junge Sternfreund Thomas Payer aus Essen hat sich mittlerweile mit einigen sehr schönen Beobachtungen einen soliden Platz in der Kleinplanetenszene geschaffen. Er zeigte am Beispiel des Asteroiden (1022) Olympiada, mit welch hoher Präzision heute Amateure Lichtwechsel an Kleinplaneten messen können. Das dafür verwendete Programm "Canopus" ist nach Aussagen des Referenten allerdings etwas altmodisch und unkomfortabel - na ja, wir alle sind halt "Astrometrica"-Verwöhnte - doch liefert es gleichwohl sehr präzise Resultate. Ungeklärt ist allerdings die Tatsache, weshalb die Messungen von Thomas Payer im Fall des Asteroiden 1022 eine Lichtperiode von 3,81 Stunden ergaben, stehen dem doch die 4,59 Stunden eines anderen Beobachtes gegenüber.

Endlich auch Frauen!

Mit Martina Haupt wagte sich eine charmante Dame auf die Spielweise der grossmehrheitlich männlich dominierten Kleinplaneten-Gemeinde. Ihr trocken-berlinerisch vorgetragenes Porträt der neuen Station A37 "Müggelheim", rund eine halbe Fahrstunde von der Archenhold-Sternwarte 604 gelegen, zeugte von einigen sehr guten Beobachtungserfahrungen, die auch deshalb besonders zu würdigen sind, weil sie mit einer eher exotischen Kamera, einer Audine, erarbeitet worden sind. Mit ihrem Teleskop, einem C8 und einer Steuerung FS2, eroberte die Station auch den Kleinplaneten (6771) "Foerster", und erst noch, wie man über die MPC-Internetsite nachprüfen kann, mit durchaus "anständigen" Residuen. Und weil A37 dies als erste Amateurstation gelang, erhielten Martina Haupt und ihr Kollege von der Berliner "Wilhelm-Foerster"-Sternwarte einen Preis überreicht, wie die Referentin stolz anfügte. - Nicht nur Neusichtungen bereiten offenbar Freude ...
Eine zweite Kleinsternwarte ist A35. Joachim Lorenz aus Hormersdorf stellte sein einfaches Observatorium, das mit einem hübschen 30cm-Newton ausgestattet ist, gleich mit einigen bildlichen Kostproben vor. Prächtige Mond- und Planeten-Aufnahmen gelangen ihm mit einer einfachen Webcam und dem Programm "Giotto". Dabei hat er zur Stromversorgung lediglich eine Autobatterie zur Verfügung. Bemerkenswert dürfte auch sein, dass Joachim Lorenz seine Sternwarte auf dem Grundstück eines Nachbars errichten durfte, weil sein eigener Garten zu nahe bei einer Strassenbeleuchtungen lag. Solche verständnisvollen Nachbarn wünschen sich eigentlich alle Sternfreunde!

Wie genau sind Sternwarte-Koordinaten?

Mike Kretlow machte mit seinen aufschlussreichen Ausführungen zum Thema "GPS und terrestrische Koordinatensysteme" auf eine weitere Unklarheit beim MPC aufmerksam: Auf welches Referenzsystem (= Kartendatum) beziehen sich eigentlich die in der Station List des MPC publizierten geografischen Koordinaten? Heute ist es ja mit der GPS-Technologie möglich, beliebige Standorte auf der Erde auf wenige Meter genau anzugeben. Doch das international weitverbreitete System WGS-84 zeigt im Vergleich mit nationalen Systemen erhebliche Unterschiede, die sich bei erdnahen Objekten sowie bei Sternbedeckungen rasch und auch dramatisch auswirken können.

Neue "Rosetta"-Pläne

André Knöfel aus Essen machte mit seinem Referat auf die geänderten Pläne rund um die Kometensonde "Rosetta" aufmerksam. Nachdem der ursprüngliche Zielkomet "Wirtanen" heute nicht mehr erreicht werden kann, steht nun der Komet "Natascha" auf der Target List. Hinter diesem hübschen Frauennamen verbirgt sich der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko - ja, genau der mit dem unaussprechlichen Doppelnamen! Unter den neuen Startvoraussetzungen stehen zusätzlich insgesamt sieben verschiedene Kleinplaneten auf der Besuchsliste, doch welcher nun definitiv angesteuert werden soll, entscheidet sich erst später. Interessant wäre zweifellos (437) Rhodia, weil dieser Kleinplanet mit 0.7 eine aussergewöhnlich hohe Albedo hat.

Sternendias als genussreiches Dessert

Den stimmungsvollen Abschluss des mit Referaten reichlich befrachteten ersten Tages bot mit Erich Meyer einer der ganz alten Hasen unter den Kleinplaneten-Beobachtern. Er, der hartgesottene und sehr erfahrene Spezialist für Re-Coveries der extremen Sorte, pflegt bei seinen ausgedehnten nächtlichen Sitzungen eine kleine Fotokamera vor seiner Sternwarte in Linz aufzustellen. Die von ihr manchmal in stundenlangen Belichtungen aufgezeichneten Strichspuren erzeugen überaus stimmungsvolle Fotos. Erich Meyer kombinierte eine Auswahl seiner Lichtbilder mit sorgfältig ausgewählter Musik und entliess so die Kleinplanetler völlig entspannt zum nachfolgenden Diskussionsabend in die "Sommerfrische". Hier, bei kühlem Bier und süffigem Wein, wurde bis spät in die Nacht hinein diskutiert, debattiert und argumentiert. Kein Wunder, schafften es am folgenden Morgen viele Teilnehmende nur noch unter Ausnutzung des vollen akademischen Viertels zum Sonntags-Vormittagsprogramm. Dabei begann dieses erst um 9.30 Uhr.

Reise zum Pluto und darüber hinaus

André Knöfel erläuterte in seinem zweiten Referat die NASA-Mission "New Horizons". Sie ist als einzige einer ganzen Reihe von Projekten übrig geblieben und soll im Zeitraum von 2006 bis 2008 starten. Die Pluto-Passage wäre dann im Zeitraum von 2016 bis 2020 geplant. Die Sonde würde in nur einer Stunde das Pluto-Charon-Doppelsystem durchfliegen und muss dabei eine Vielzahl von Experimenten durchführen. Doch zurzeit ist bei diesem ehrgeizigen Projekt noch sehr vieles offen, und die NASA wird angesichts des zunehmendes Geldmangels wohl noch einiges modifizieren.
Auch Mike Kretlow beschäftigte sich in seinem zweiten Referat mit Kuiper-Belt-Objekten jenseits der Neptun-Bahn. Mittels Sternbedeckungen können an diesen fernen und entsprechend grossen Objekten eine Vielzahl von Informationen, beispielsweise über den Durchmesser, allfällige Doppelstrukturen und Atmosphären, gewonnen werden. Bis 2004 stehen insgesamt acht Bedeckungen von Tycho-2-Sternen auf dem Programm, wobei jene vom kommenden 19. September mit 1992 QB1 von besonderem Interesse sein dürfte.

Wertvolle Re-Covery

Erich Meyer, der in der Sternwarte Davidschlag bei Linz seit Jahren hochwillkommene Re-Coveries meist an NEOs durchführt, berichtet in seinem diesjährigen Referat über die aufsehenerregende Wiederentdeckung des verschollenen 2001 YH140, eines Asteroiden jenseits der Neptun-Bahn (TNO). Die aufgrund der bisherigen Beobachtungen vorliegende provisorische Bahn deutete auf ein äusserst ungewöhnliches Objekt mit einer riesigen Bahnhalbachse von rund 200 AE und grosser Exzentrizität hin. Eigentlich utopisch fand auch Reiner Stoss, der die Bahn unter Weglassung der letzten Beobachtungen neu rechnete. Er gab dann Erich Meyer den entscheidenden Tipp, wo er den verschollenen TNO suchen sollte. Und tatsächlich gelang es dann dem äusserst scharfsichtigen Linzer Beobachter, mit seinem 60cm-Delagraphen das für Amateurverhältnisse schier unglaublich lichtschwache Lichtpünktchen 21. Grösse (!) unweit der angegebenen Stelle zu finden - deutlich mehr als eine Gesichtsfeldbreite von der ursprünglich angegebenen Position entfernt: Die Profis auf Klenot (Station 246) hatten mit den abschliessenden schlechten Beobachtungen die Bahn soweit verbogen, dass dieser Kleinplanet möglicherweise für immer verloren gewesen wäre.
Dem Schreibenden sei hier noch eine persönliche Anmerkung gestattet: Man würde es dem fleissigen Linzer Spezialisten schon lange gönnen, dass er endlich auch einmal einen Förderbeitrag des NASA erhält. Oder gibt es so was auch von einer europäischen Organisation? Seit Jahren leistet Erich Meyer ja für die internationale Kleinplaneten-Community hochqualifizierte Arbeit. Er hat schon Dutzende zum Teil sehr schwierige Wiederentdeckungen realisiert. Doch während viel weniger engagierte Beobachter jenseits des Atlantiks Jahr für Jahr die Grants abräumen, darf der bescheidene Linzer heute noch immer mit seiner reichlich angejahrten ST-6-Kamera werkeln. - Ob man mal dem MPC, speziell Brian Marseden, einen Hinweis stecken sollte, dass hier ein Förderbeitrag längst angebracht wäre?

Treffen der europäischen Cracks

Den Abschluss des reich gefüllten Vortragsprogrammes bildete nochmals Mike Kretlow mit einigen bildlichen Eindrücken des MACE 2003, des "Meeting on Asteroids and Comets in Europe 2003", das über die Osterfeiertage auf Mallorca stattfand. Dass mit Reiner Stoss, Stefano Sposetti und Herbert Raab gleich drei uns gut bekannte Mitglieder im Organisationsteam sassen, zeigt deutlich, welches hohes fachliche Potential in unserer Gruppe schlummert. So wünscht man sich nur noch, dass diese drei und auch die anderen abwesenden Cracks, wie zum Beispiel Andreas Doppler, Arno Gnädig sowie Dr. Peter Kroll nächstes Jahr wieder an der Tagung teilnehmen. Denn, liebe Freunde: Ihr habt uns in Drebach gefehlt. - Sehen wir uns wieder, nächstes Jahr ins Essen? Wir werden uns auf Einladung von André Knöfel und seinen Freunden am 5./6. Juni 2004 in Essen zur 7.Kleinplanetentagung in Folge wiedersehen.

Herzlichen Dank - und auf Wiedersehen in Essen!

Gerhard Lehmann und sein Sternwarte-Team haben uns in ihrer so schönen erzgebirgischen Heimat einen sehr schönen und lehrreichen Aufenthalt geboten. Möglich wurde dies auch dank etlicher Helfer und Helferinnen im Hintergrund, die viel Vorbereitungsarbeit leisteten und uns an der Tagung mit liebevoll zubereiteten Snacks sowie mit Kaffee und reichlich Kuchen verwöhnten.


Bildergalerie



Dr. Freimut Börngen (KSO)

Dr. Lutz Schmadel (ARI)

Thomas Payer (636)

Dr. Christian Gritzner

Jens Kandler (113) und
Markus Griesser (151)

Matthias Busch (611)

André Knöfel (636)

Auch im Planetarium wurde
in der Pause diskutiert

Axel Martin (628)

Karolin Kleemann-Böker (628)
Marion Lorez (113)
Guido Wollenhaupt (113)

Dr. Lutz Schmadel (ARI)


Fachsimpelei am Abend

Bernd Brinckmann (A18)

Wolfgang Ernst (611)  und H.J. Bode

Dr. Freimut Börngen (KSO)

Miroslaw Fröhlich (636)

Die 'Damenrunde'

Bis spät in die Nacht
gingen die Diskussionen weiter






Erich Meyer (540)